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Georg Fülberth

Ein Narr antwortet mehr, als zehn Weise fragen können

Was ist eigentlich Kapitalismus?

Kapitalismus ist die Funktionsweise von Gesellschaften, die auf der Erzielung von Gewinn und der Vermehrung (Akkumulation) der hierfür eingesetzten Mittel (=Kapital) durch "Warenproduktion mittels Waren" (Sraffa 1976) sowie durch den Kauf und Verkauf von Waren oder die Erstellung und den Verkauf von Dienstleistungen beruhen.

Wann hat der Kapitalismus eigentlich angefangen – und wo?

Es kommt darauf an, ob man darunter nur eine Wirtschaftsweise oder ein Gesellschaftssystem versteht.

Der Profit und seine Vermehrung: woher und – wieviel?

Der Gewinn entsteht aus unbezahlter Mehrarbeit (Marx), beruht auf ungleichem Tausch (Braudel) sowie marktvermittelte Herrschaft (Heilbroner), und zumindest in seiner bisherigen Geschichte war er mit ständiger Produkt und/oder Prozessinnovation (Schumpeter), die meist auch (aber nicht nur!) auf Nutzbarmachung naturwissenschaftlich-technischer Fortschritte beruhte, sowie mit starkem Ressourcenverschleiß und mit zunehmender Belastung von Senken (Commoner/Kapp/Tjaden) verbunden. Im Kapitalismus hat die Erzielung von Gewinn Eigentum an Kapital zur Voraussetzung, gleichgültig, um welche Art von Gewinn (Handelsgewinn, Mehrwert, Innovationsgewinn) es sich im jeweiligen Fall handelt.

Rosa Luxemburg: Was war ihre große Idee vom Kapitalismus?

Kapitalismus = Akkumulation

Und was bleibt?

Die von Rosa Luxemburg unzureichend beantwortete Frage nach der „inneren Landnahme“ (B. Lutz) des Kapitalismus.

Geopolitik und Geoökonomie: ist „Raum“ das neue Schlüsselwort für den neuen Kapitalismus?

Nein. Neu könnte allenfalls die von Anfang an überfällige Erweiterung des Historischen Materialismus zum Historisch-Geographischen Materialismus (Rolf Czeskleba-Dupont) sein.

Was heisst "globaler" Kapitalismus?

1. Ende der Systemauseinandersetzung mit dem sowjetischen Sozialismus seit 1989. Damit hat der Kapitalismus, wie bereits vor 1917, keine politisch gesetzte territoriale Grenze mehr;

2. Gesteigerte Bedeutung der internationalen Finanzmärkte: der Kapitalismus wird zum finanzmarktgetriebenen Kapitalismus,

3. Internationalisierung der Produktion,

4. Ausweitung der transnationalen Investitionen,

5. Ausdehnung und Beschleunigung des internationalen Warenverkehrs.

Gibt es einen „neuen“ Imperialismus?

Bei Rosa Luxemburg: Nein.

Was ist der neoliberale Kapitalismus?

Der Versuch, „The Grat Transformation“ (Polanyi) zu revidieren.

Wer wird Milliardär?

Fragen Sie Ihren Anlagenberater.

Und wer Maulwurf?

Fragen Sie Ihren Zoologen.

Und das Ende dieser Geschichte: wann endlich kommt der große Kladderadatsch und ist der Kapitalismus zu Ende?

„Eine Gesellschaftsordnung geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, dass die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind.“

Marx, Karl: Zur Kritik der Politischen Ökonomie. In: Marx, Karl, und Friedrich Engels: Werke (MEW) Bd. 13, Berlin 1969, S. 3-160.

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